„Verbreitung, Erwerb, Besitz oder Herstellung von kinderpornografischen Schriften“ – So nennt sich der Bereich in der Polizeiliche Kriminalstatistik, der seit Jahren immer stärker wächst. Es geht um sexualisierte Darstellungen von Kindern. Im Jahr 2019 waren es 65% mehr als im Vorjahr. Mittlerweile sprechen viele Experten bei Kinderpornografie* von einer regelrechten Epidemie, die die Behörden vor riesige Herausforderungen stellt. Aber warum wächst dieser Bereich so stark?
1. WIR LEBEN IMMER MEHR ONLINE
Das gilt auch für die Vernetzung und Kommunikation der Täter*innen, die sich neben dem Darknet, auch immer stärker im allgemein zugänglichen Internet über Materialien austauschen. So ist es eine Aufgabe von 10 Minuten auf Instagram private, aber auch öffentliche Accounts zu finden, die explizite Bilder posten und austauschen. Viele dieser Accounts werden aus dem Boden gestampft und vernetzen sich innerhalb weniger Tage mit Gleichgesinnten. Aufgrund ihrer Agilität und Flexibilität ist die Bekämpfung dieser Accounts eine Mammutaufgabe. Viele Anbieter können dieser Geschwindigkeit nicht genug entgegensetzen oder sind in Teilen überlastet. So gab es in Zeiten von Corona häufiger diese Nachrichten auf Instagram, wenn Nutzer*innen Accounts mit klar kinderpornografischen Inhalten (z.B. Kinder im Alter von 4-6 Jahren in Unterwäsche und gestellt sexueller Position) gemeldet haben. Hier müssen Anbieter DRINGEND nachbessern, wie sie es bei anderen Themen bereits gemacht haben. Ihr seid in der Verantwortung auf euren Plattformen dafür zu sorgen, dass Kinderschutz hochgehalten wird!
Was fällt eigentlich unter Kinderpornografie*? Mehr dazu hier.
2. GEMEINSAM SIND WIR STARK
Kinderpornografie* und sexuelle Ausbeutung von Kindern endet nicht an Landesgrenzen. Die Vernetzung von Täter*innen erstreckt sich über den gesamten Planeten. Genauso tun es mittlerweile auch die Sicherheitsbehörden. So melden zum Beispiel US-amerikanische Behörden ihren deutschen Kollegen, wenn deutsche Nutzer*innen auf Facebook oder Instagram kinderpornografisches Material hochladen. Diese Meldungen werden immer mehr: Im Jahr 2017 waren es „noch“ 35.000 – 2018 bereits 60.000 Fälle. Die dadurch entdeckten Fälle wären im Zweifel nicht entdeckt worden und zählen nun aber mit in die Polizeikriminalstatistik. Das hebt die Zahl der Fälle – was nicht zwangsläufig mit einer ebenso großen Steigerung neuer Fälle zusammenhängt.
3. KINDER WERDEN ZU „TÄTERN“
Dieser Satz mag auf den ersten Blick komisch klingen. Es ist aber seit einigen Jahren ein Phänomen, das immer größer wird. Kinder und Jugendliche erstellen selbst Bilder und Videos, die unter Kinderpornografie* fallen. Geteilt werden sie dann auf dem Schulhof, in Freundesgruppen oder sogar mit Fremden im Netz. Die wichtigsten Kanäle dafür sind die sozialen Medien und WhatsApp. Die Gründe der Kinder und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich, aber häufig handelt es sich um den Wunsch nach Beachtung und Anerkennung. Die meisten Kinder können die Tragweite ihres Handelns gar nicht einschätzen. So kommt es immer wieder vor, dass Kinder und Jugendliche auch fremdes kinderpornografisches Material verbreiten und teilen. Hier braucht es vor allem dringend mehr Präventionsarbeit, eine verantwortungsbewusste Medienkompetenz und einen offenen Dialog zwischen Eltern und Kindern.
… ZUM ABSCHLUSS EIN PAAR GUTE NACHRICHTEN?
Es ist unumstritten, dass Kinderpornografie* ein massives Problem ist. Durch die Digitalisierung konnte es noch weiter wachsen. Hinter jedem der Millionen Bildern und Videos steht die Geschichte eines Kindes. Das muss Anbietern von Sozialen Medien, Spielen oder anderen Plattformen bewusst sein. Vieles findet auch heute noch immer im Verborgenen statt, ABER (und hier kommen wir zu den positiven Nachrichten) viele Experten vermuten, dass wir durch die internationalen Bemühungen das Dunkelfeld langsam und schrittweise erhellen können. Den deutschen Behörden gelingt es immer häufiger große Plattformen für Kinderpornografie* zu zerschlagen. Ganze Netzwerke werden aufgelöst. Das wird in Zukunft für die Behörden noch leichter werden, weil sie neue Wege haben, um die Täter*innen aufzuspüren. Doch eines ist klar: Kinderschutz muss in Deutschland noch viel stärker Priorität werden. Dazu kommt: Je stärker die internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich ist, desto schwerer ist es für Täter*innen sich hinter Ländergrenzen zu verstecken. Sprich: Je vernetzter die Jäger – desto schwerer ist es für die Gejagten anonym zu bleiben.
Deswegen sind wir bei Childhood große Fans von Vernetzung und internationaler Zusammenarbeit – nicht nur in den Childhood-Häusern und unseren weltweiten Projekten.
Zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2019
*Kinderpornografie ist ein weitverbreiteter und häufig genutzter Begriff für Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen. Der Begriff lässt Konnotationen zu, die suggerieren, dass Pornografie mit Kindern möglich ist. Es handelt sich jedoch eigentlich nicht um Pornografie, sondern um Darstellungen von sexuellen Übergriffen und Gewalt an Kindern und Jugendlichen.