15. Mai 2018
ARD – „Wenn Eltern Kinder missbrauchen“
Stofftiere in einem Zimmer

„Einem Kind auf der Straße ist nicht anzusehen, ob ihm Gewalt angetan wird.“ – ARD
In der gestrigen Folge der TV-Reihe „Was Deutschland bewegt“ ging es um Gewalt und Missbrauch von Eltern an ihren Kindern. Ein Thema, dass jedem von uns nahe geht und einen häufig wütend, ratlos und traurig zurücklässt. Anhand von Schilderungen einzelner Kinderschicksale wurde in der ARD Reportage auch auf Missstände im Bereich Kinderschutz hingewiesen. Diese Mängel sind Verantwortlichen, die im Kinderschutz arbeiten, seit langem bekannt. Auch Childhood. Die Reportage hat aber auch klar gemacht, dass unsere Gesellschaft es nie vollständig schaffen wird, alle Kinder vor Gewalt in der Familie schützen zu können. Konkrete Schritte können aber dabei helfen, Gewalt an Kindern schneller zu erkennen und betroffene Kinder aus den Situationen herauszunehmen. Aus diesem Grund sind wir in den (in der Reportage) genannten Feldern bereits aktiv.

 

Gericht
Es ist der Fall von Lilli, anhand dessen der TV-Bericht über das häufig mangelhafte Sachwissen von Richter*innen im Bereich Kinderschutz spricht. Fehlende Fortbildungen und Akzente in der akademischen Ausbildung von Richter*innen macht es für diese häufig schwer  Kinderrechtsverletzungen (auch im Hinblick auf die Inobhutnahme von Kindern) einzuordnen und richtig zu bewerten. Ziel sollte es sein, das Wohl des betroffenen Kindes in den Mittelpunkt zu stellen – und nicht alleinig eine erfolgreiche juristische Aufarbeitung.

Aus diese Grund wird Ihre Majestät im September 2018 auf dem Deutschen Juristentag zu Gast sein und über Kindesmissbrauch und einen intensiveren Kinderschutz an deutschen Gerichten sprechen. Darüber hinaus schaffen wir mit dem Childhood-Haus ein interdisziplinäre Anlaufstelle, die Kompetenzen verschiedener Professionen bündelt und Kinderschutz als oberste Maxim führt. In diesen Zentren werden die betroffenen Kinder befragt und versorgt, um mit den gesammelten Informationen im weiteren juristischen Aufarbeitungsprozess zu einer Entscheidung zu kommen. Eine Win-Win Situation. Vor allem für die Kinder.

 

Überforderung in Familien
Nichts entschuldigt Gewalt oder Missbrauch an Kindern. Nichts. Darüber sind sich wohl alle erwachsenen Menschen klar. Und doch sind es gerade Stresssituation und Überforderung seitens der Eltern, die gewaltsame Übergriffe begünstigen können, insbesondere wenn die Eltern selber in ihrer Kindheit ähnliches erleben mussten. Denn häufig werden Verhaltensweisen, die als Kind erlebt wurden, bei den eigenen Kindern reproduziert. Wie im Bericht von einer Jugendamtsmitarbeiterin erwähnt, kann das Jugendamt eine engmaschige Betreuung dieser Familien nicht immer gewährleisten, sondern ist häufig auf freie Träger angewiesen. Das sind unsere Projektpartner.

Childhood fördert seit Jahren Projekte, die überforderten Eltern Hilfsangebote und Betreuung an die Hand geben. Ein wesentlicher Bestandteil unserer geförderten Projekte ist das Vermitteln eines liebevollen und gewaltfreien Erziehungsstils. Mehr unter unser Zielgruppe „Gefährdete Familien“. 

 

Augen aufmachen!
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Reportage – und durch die Arbeit, die unsere Projekte und wir tagtäglich leisten: das  Wegschauen oder nicht Sehen-Wollen. (Sexualisierte) Gewalt an Kindern ist für die meisten Menschen ein hoch emotionalisiertes und häufig auch tabuisiertes Thema, insbesondere wenn diese Gewalt möglicherweise durch die Eltern ausgeht. Fast jedem von uns kam schon einmal ein komisches Gefühl, wenn man Situationen zwischen Kindern und ihren Eltern sah. Häufig beruhigen wir uns selbst: „Das war bestimmt anders, als es aussah.“ „Manchmal reißt den Eltern eben der Geduldsfaden.“ oder „Die Frau Müller ist doch eigentlich eine ganz liebe Frau.“ Man muss hinschauen und vorhandene Anzeichen auch wirklich sehen wollen. Das Problem ist: Wir verschließen die Augen vor diesen schlimmen Übergriffen.

Machen Sie die Augen auf, wenn Sie Gewalt oder Missbrauch an einem Kind vermuten!
Ein Anruf kann ein Kinderleben retten!


Hilfetelefon: 0800 22 55 530
– konstenlos. anonym
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